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Afghanistans Geografie und Klima


Afghanistans Geografie ist geprägt vom Hindukusch, einer Gebirgskette mit Bergen von 4000 bis 5000 m Höhe. Etwa zwei Drittel des afghanischen Staatsterritoriums wird von massiven Bergen überzogen. Weiterhin ist Afghanistan ein Binnenstaat, ohne Meereszugang. Die größte Stadt des Landes ist Kabul mit mehr als 4 Mio. Einwohnern. Diese ist zugleich Hauptstadt. Der afghanische Staat wird amtlich als Islamisches Emirat Afghanistan bezeichnet.

Kurzer Überblick

Afghanistan
Afghanistans Lage auf der Weltkarte

Afghanistans Lage auf der Weltkarte

Zeitzone:MEZ+3:30 h
Hauptstadt:Kabul
Landesfläche:652.230 (Rang 40)
Einwohnerzahl (2022):42,24 Millionen (Rang 36)
Amtsprache(n):Dari, Paschtu
Gliederung:34 Provinzen
Wichtigsten Städte:Kabul, Herat, Kandahar, Mazar-e-Sharif, Jalalabad, Kunduz

Lage und Grenzen

Afghanistan liegt an der Schnittstelle von Zentralasien und Südasien. Die geographische Lage erstreckt sich von 29°23 bis 38°28 nördlicher Breite, sowie von 60°29 bis 74°54 östlicher Länge.

Insgesamt hat Afghanistan 6 Nachbarstaaten. Die Grenze im Osten und Süden wird mit Pakistan geteilt. Im Westen grenzt der Iran an Afghanistan. Die Grenze im Nordwesten besteht zu Turkmenistan. Im Norden grenzt Usbekistan an. Und die nordöstliche Grenze besteht zu Tadschikistan und China.

Afghanistan Grenzen und Nachbarstaaten

Afghanistans Grenzen und Nachbarstaaten

Insgesamt unterhält Afghanistan eine Landgrenze von 3.736 km, wobei die längste Grenze zu Pakistan besteht:

  • zu Pakistan: 2.670 km
  • zu Tadschikistan: 1.357 km
  • zum Iran: 921 km
  • zu Turkmenistan: 804 km
  • zu Usbekistan: 144 km
  • zu China: 91 km

Landesfläche

Afghanistan Staatsgebiet erstreckt sich über 652.230 km². In der Liste der größten Staaten der Erde befindet sich Afghanistan auf Rang 40. Damit ist Afghanistan größer als Frankreich (Rang 48), dem größten Land der EU. Innerhalb der Region Zentralasien hat nur Kasachstan (Rang 9) eine größere Landesfläche als Afghanistan. In Südasien wären nur Indien (Rang 7) und Pakistan (Rang 33) größer.

Gebirge

Afghanistan ist überzogen mit Gebirgsketten und Bergen. Nur etwa 10 Prozent des afghanischen Territoriums sind Flachland. Das Hindukusch-Gebirge nimmt dabei eine dominante Stellung ein. Denn etwa 2 Drittel der Landesfläche Afghanistans sind von diesem Gebirge überzogen.

Gebirge in Afghanistan

Gebirge in Afghanistan

Der Hindukusch bestimmt den Nordosten Afghanistans. Im Grenzgebiet zu Pakistan nimmt der Hindukusch an Höhe zu. In Afghanistan erreichen die Gipfel des Hindukusch-Gebirges Höhen von 4000 bis 6000 Metern.

Ausläufer des Pamir-Gebirges befinden sich im Grenzgebiet zu Tadschikistan (ebenfalls Nordosten). Der Pamirfluss teilt das Gebirge und speist das Pamirtal im Nordosten Afghanistans. Obwohl das Pamir-Gebirge zu den höchsten Gebirgen der Welt gehört, sind die Ausläufer in Afghanistan im Vergleich zum Hindukusch relativ klein. Der höchste Berg des Pamir ist der Kongur Tagh (7649 m). Doch dieser befindet sich auf chinesischen Gebiet.

Neben dem Hindukusch prägen zwei weitere Gebirgsketten das afghanische Gebiet. Dies sind das Baba-Gebirge und das Safed Koh-Gebirge. Die Gebirgsketten ziehen sich von Nordosten nach Südwesten durch nahezu dem gesamten Staatsgebiet. Nordwestlich von Kabul beginnt das Baba- Gebirge mit Höhen von 3000 bis 5000 Metern. Dieses beginnt als ein Ausläufer des Hindukusch.

Das dritte Gebirge Afghanistans ist das Safed Koh Gebirge. Dieses erstreckt sich im Osten Afghanistans bis in den Süden. Dort bildet das Gebirge die natürliche Grenze zu Pakistan. Auch dieses Gebirge ist ein Hochgebirge mit mittleren Höhen zwischen 2500 und 4000 Metern.

Berge

Der höchste Berg Afghanistans ist der Noshak mit 7.485 Metern Höhe. Dieser liegt im Hindukusch, im Nordosten Afghanistans, auf dem Grenzgebiet zu Pakistan. Der Noshak ist zugleich der zweithöchste Gipfel des gesamten Hindukusch-Gebirges. Nur der Tirich Mir (7708 m) in Pakistan ist höher.

Zweithöchster Berg Afghanistans ist der Foladi-Gipfel (Shah Foladi). Dieser befindet sich im Baba-Gebirge (Koh-i-Baba) und hat eine Höhe von 5.142 m.

Täler

In Afghanistan gibt es eine Reihe von Tälern und Hochebenen. Diese Gebiete sind die am dichtesten besiedelten Gebiete des Landes. Dort findet auch die Landwirtschaft statt. Die meisten Täler befinden sich im Nordosten, einige in der Mitte und im Süden des Landes. Die südöstlichen Täler sind feuchter. Dort wachsen Wälder mit Zypressen, Eichen und Kiefern.

Die Wakhan-Region im Nordosten (Grenzgebiet zu China und Tadschikistan) hat verschiedene Täler. Gespeist werden diese durch den Panj (Oxus-Fluss), den Pamir-Fluss und den Wakhan-Fluss.

Weitere Täler befinden sich in den Gebirgsketten. Bekannte Täler des Hindukusch sind Panjshir-Tal, etwa 150 km nördlich von Kabul und das Ghorband-Tal, etwa 50 km südlich von Kabul. Das Panjshir-Tal ist die Heimat der Tadschiken, einer ethnischen Minderheit in Afghanistan.

Im Baba-Gebirge, also in Zentralafghanistan, befindet sich das Bamyan-Tal. Dieses Tal wird auch als Tal der Götter bezeichnet. Dort befinden sich die Buddhas von Bamiyan, zwei Statuen – welche von Touristen häufig besucht werden. Das Karkak-Tal, ebenfalls im Baba-Gebirge, ist berühmt für seine buddhistischen Wandgemälde. Ein drittes Tal der Gebirgskette ist das turkmenische Tal. Dies ist die Heimat der Hazara, einer ethnischen Minderheit in Afghanistan.

Gebirgspässe

Die Gebirgspässe Afghanistans sind Teil der alten Seidenstraße, welche Ostasien (China), Südasien (Indien) mit dem Westen verband. Demnach existierten bereits in der Antike diverse Handelsrouten durchs afghanische Hinterland, welcher heute noch erhalten sind.

Gebirgspässe in Afghanistan, Bildlizenz: gemeinfrei - keine Änderungen

Gebirgspässe in Afghanistan

Einer dieser Pässe ist der Khyber-Pass, welcher Afghanistan mit Pakistan verbindet. Dieser Passweg verläuft in 1070 m Höhe und führt über die Gipfel des Safed Koh Gebirges.

Ein weitere wichtiger Passweg des Safed-Koh ist der Unaipass. Dieser verläuft südwestlich von Kabul und hat eine strategische Bedeutung. Denn dieser Pass verbindet verschiedene Distrikte und Provinzen, was sowohl für den Handel als auch das Militär von höherer Wichtigkeit ist. In der Geschichte Afghanistans wurde die Passage immer wieder umkämpft. Dort wurden mitunter die Kriege um Kabul vorentschieden.

Die direktesten Verbindungen von Osten nach Westen führen durch den Hindukusch. Zwei Pässe von besonderer Bedeutung sind der Kushan- und der Salang-Pass. Beide Pässe verlaufen auf über 4000 Metern Höhe, entlang der Ost-West-Wand des Hindukuschs.

Zwar sind die Hindukusch-Passagen die direktesten Passverbindungen, aber auch die schwierigsten. Alexander der Große soll den Kushan-Pass genommen haben, um das Hinterland Afghanistans zu erobern. Ein dritter Passweg, welchen Alexander ebenfalls bestritten haben soll, ist der Khawak-Pass in 3.848 m Höhe. Dieser führte ihn nach Nordafghanistan, um die Region Baktrien zu erobern.

Der Wakhjir-Pass verbindet China mit Afghanistan. Diese Passage liegt in über 4.900 m Höhe und verbindet das afghanische Wakhan mit der Uigurischen Autonomen Region Xinjiang. Der Pass führt entlang eines Hochgebirgstals, welches als Wakhan-Korridor bezeichnet wird.

Flüsse

Der Helmand-Fluss ist der längste Fluss Afghanistans. Er entspringt im Hindukusch, etwa 40 km westlich von Kabul und mündet in den Hamun-See. Der See befindet sich im Südwesten Afghanistans. Die Länge des Helmand-Flusses beträgt 1.150 km. Am Ufer des Helmland wurden bronzezeitliche Artefakte geborgen. Man nimmt an, dass die Helmland-Kultur eine der ersten sesshaften Kulturen in Afghanistan war.

Bronzezeitliche Kultur am Helmland-Fluss

Bronzezeitliche Kultur am Helmland-Fluss

Der Kabul-Fluss ist eine der bedeutendsten Wasserstraßen Afghanistans. Denn aufgrund des Flusses und der umgebenden Gebirgspässe wurde die Stadt Kabul zur Hauptstadt des heutigen Afghanistans aber auch vergangener Reiche. Der Fluss hat eine Länge von 700 km, entspringt ebenfalls im Hindukusch und wird durch den Unai-Pass vom Helmland getrennt. Erst in Pakistan mündet der Kabul-Fluss in den Indus, dem wichtigsten Flusssystem in Südasien. Zuvor fließ er durch Großstädte, wie Kabul und Jalalabad.

Der Herat oder auch Harirud genannt, ist ein Fluss mit 1.100 km Länge. Dieser entspringt in den Bergen von Zentralafghanistan und fließt nach Turkmenistan. In der Karakum-Wüste trocknet der Fluss dann aus.

Seen und Süßwasservorkommen

Zwischen November und März fällt im afghanischen Hochland jede Menge Schnee. Dieser schmilzt und dadurch bilden sich jede Menge Teiche, kleinere Flüsse, Bäche und Seen. Aber der Großteil des Süßwassers (etwa 2 Drittel) fließt in die Nachbarländer Pakistan, Iran, Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenistan. Deshalb wurden in Afghanistan jede Menge Stauseen und Dämme gebaut, um das Wasser im Land zu halten.

Klima und Wetter

Bemerkenswert sind Afghanistans enormen Wetterunterschiede je nach Region, Tages- und Jahreszeit. So existieren mündliche Berichte darüber, dass Schneestürme in Ghazni wütenden und tausende Menschen dabei erfroren. Durch Kältewellen können Tiefsttemperaturen von -24 Grad erreicht werden, welche tagelang andauern. In Ghazni ist außerdem bekannt, dass der Schnee auch lange nach der Frühjahrsschmelze noch zu sehen ist.

Gleichzeitig sind in den Oxus-Regionen im Norden und Nordosten Afghanistans Sommertemperatur von 40 bis 50 Grad Celsius möglich. Auch Kandahar kennt heiße Sommer. Dort sorgt der Simoon-Wind für hohe Temperaturen mit niedriger Luftfeuchtigkeit. Auch Staubwinde um Kandahar sind keine Seltenheit.

Niederschläge sind sehr gering und betreffen hauptsächlich das Hochland im Norden. Während der Wintermonate (November bis März) fällt Schnee im Hochland, wodurch sich im Frühling Süßwasserquellen ergeben, die aber aus Afghanistan in die Nachbarländer abfließen. Ansonsten ist Afghanistan sehr trocken.

Die Auswirkungen des Klimawandels sind seit 1950 bekannt, als ein Temperaturanstieg von 1,8 °C ermittelt wurde. Seitdem kämpft das Land gegen Dürren an. Folgen sind Konflikte um Süßwasser und landwirtschaftliche Abhängigkeit.

Für eine Klimakarte des ganzen Landes würde sich folgendes Bild ergeben:

  • Kontinentales Steppenklima in der Mitte des Landes
  • im Südwesten Wüstenklima
  • im Nordosten Hochgebirgsklima

Klimaentwicklung

Das Jahr 2021 brachte eine extreme Dürre, von welcher 25 der 34 Provinzen betroffen waren. Die Welternährungsorganisation prognostizierte für 2021/22 einen Einbruch der Weizenernte um 20 %. Die Zahl der Afghanen, welche auf ausländische Nahrungshilfe angewiesen sein würde, beträgt 2022 etwa 23 Millionen.

Eine Studie aus dem Jahr 2019 von Philippus Wester et al. hat ergeben, dass sich die globale Erderwärmung auf den Hindukusch sehr viel drastischer auswirken wird. Demnach würden, selbst beim Erreichen des 1,5 Grad-Ziels aus dem Pariser Klimaabkommen, die Gletscher des Hindukusch weitläufig abschmelzen (etwa ein Drittel). Da die Menschen in Afghanistan ihre Wasserversorgung aus dem Gletschersystemen speisen, würde dies eine humanitäre Katastrophe für die gesamte Region bedeuten.

Größten Städte

Etwa 27 Prozent der Bevölkerung lebt in Städten. Und etwa 5 Prozent der Afghanen lebt als Nomaden ohne festen Wohnsitz. Die größten Städte Afghanistans sind:

  • Kabul: circa 4,3 Millionen Einwohner
  • Herat: 632.206 Einwohner
  • Kandahar: 506.794 Einwohner
  • Mazar-e- Sharif: 428.000 Einwohner
  • Kundus: 350.000 Einwohner
  • Dschalalabad: 236.000 Einwohner

Bevölkerung

(siehe Hauptartikel: Afghanistans Bevölkerung)

Die Bevölkerung Afghanistans setzt sich aus verschiedenen ethnischen Gruppen – wie den Paschtunen, den Tadschiken und den Hazara zusammen. Das Durchschnittsalter der Menschen liegt bei 17 Jahren (Stand 2023) und die Lebenserwartung bei über 60 Jahren.

Geschichte

(siehe Hauptartikel: Geschichte Afghanistans)

Die Geschichte Afghanistans reicht bis in die Bronzezeit zurück als am Helmland-Fluss erste Kulturen siedelten. In der Antike gehörte Afghanistan zunächst zum Perserreich, bevor Alexander der Große das Gebiet eroberte. Im Mittelalter eroberten die Araber das Gebiet und islamisierten die Bevölkerung. Die jüngere Geschichte Afghanistans ist geprägt durch den sowjetischen Krieg (1979 – 1989), die US-Invasion von 2001 und die Machtübernahme der Taliban seit 2021.

Religionen

(siehe Hauptartikel: Religionen Afghanistans)

In Afghanistan ist der sunnitische Islam die vorherrschende Religion. Die Islamisierungs begann im 7. Jahrhundert und war erst Mitte des 10. Jahrhunderts abgeschlossen. In der Antike waren auf dem Gebiet des heutigen Afghanistans allerdings die indischen Religionen vorherrschend. Seit der Machtübernahme durch die Taliban (2021) ist die Religionsfreiheit stark eingeschränkt.

Politik

(siehe Hauptartikel: Politische System Afghanistans)

Seit 2021 regieren die Taliban das Land. Sie schafften die 2004 gegründete Republik ab und riefen das Emirat als neue Staatsform aus. Mit der Abschaffung der Republik war auch die Abschaffung der Verfassung verbunden. Seither wurde keine formelle Verfassung verabschiedet.